Es ist eine G’schicht’ für die Armen, kein Reicher war nicht dabei

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Heilige Nacht

So heißt es im Weihnachtsgedicht „Heilige Nacht“ bei Ludwig Thoma. Klar und deutlich schildert er in einfachen Worten und dialektnah die Situation der Heiligen Familie. Sie gleicht eher der Lage vieler armer Menschen auf der Südhalbkugel der Erde. Oder der vieler Flüchtlinge. Ja, Maria, Joseph und das Jesuskind werden wenig später selbst zu Flüchtlingen. Sie fliehen vor der Gewalt des Diktators nach Ägypten. Auch wir wurden in dem nun zu Ende gehenden Jahr 2020 zu Flüchtlingen. Allerdings nach wie vor auf hohem Niveau. Wir flohen mit unseren Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen ins Internet. Ja, wer keinen Computer oder Internetanschluss hatte, konnte nicht ohne weiteres dabei sein. Am Telefon Gottesdienste hören, sagt anscheinend wenig zu.

Kein Wirt hat ins Haus sie genommen,
sie waren von Herzen froh,
dass sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.

Ludwig Thoma, in Heilige Nacht

Bisher sind wir halbwegs gut durch die Krise gekommen. Auch weil wir global gesehen zu den Reichen gehören. Was hat das Evangelium uns Reichen zu sagen? Kürzlich hörte ich von einer Freundin, sie habe sich geschämt, als sie in Äthiopien die Armut der dortigen Mennoniten gesehen habe. Ein äthiopischer Bruder habe ihr gesagt: Sei dankbar und teile. Dazu der Verweis zum Mennonitischen Hilfswerk mit dem Spendenkonto. – Dankbar sein. Nicht einstimmen ins allgemeine Jammern. Lieber im Gebet Gott danken oder auch ihm klagen. Das ist etwas anderes als Jammern. Ein besonderes Jahr liegt fast hinter uns. Es gibt vieles, für das wir dankbar sein können. Ich persönlich bin dankbar, dass ich verschont bin von sogenannten Weihnachtsmärkten und dass heuer keine Silvesterpyrotechnik verkauft wird. Falls wir ein wenig ärmer geworden sind in diesem Krisenjahr, bringt es uns vielleicht ein wenig näher an das Geschehen in der Heiligen Nacht. Gott wird Mensch. Einer von uns.

Aus dem Gemeindebrief
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