Michael-J.-Sharp-Friedenspreis 2025 geht an die Palästinenserin Rifqa Al-Hamalawi
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Michael J. Sharp Global Peacemaker Award 2025
Palästinensische Frau gewinnt den Michael J. Sharp Global Peacemaker Award 2025 des Mennonite Central Kommitee (MCC)

Rifqa Al-Hamalawi, Gründerin und Leiterin des Al-Najd Developmental Forum
Inmitten eines Krieges, der das Alltagsleben in Gaza zerstört, entsteht Hoffnung durch den Mut einzelner Menschen, die sich für andere einsetzen. Eine dieser Personen ist Rifqa Al-Hamalawi, Gründerin und Leiterin des Al-Najd Developmental Forum. Für ihr unermüdliches Engagement wurde sie vom Mennonitischen Zentralkomitee (MCC) mit dem Michael J. Sharp Global Peacemaker Award ausgezeichnet.
Wie ihr Engagement anfing. Eines Tages begegnete Rifqa Al-Hamalawi einer Familie, die verzweifelt und entkräftet im Sand lag: Vater, Mutter und zwei Kinder. Ihr Pferdewagen war zuvor bei einem Drohnen- oder Raketenangriff getroffen worden. Der Vater verlor beide Beine, der Säugling der Mutter starb und die Mutter erlitt ein psychisches Trauma. Die Tochter überlebte.
Rifqa zögerte nicht und unterstützte die Familie sofort mit Geld. Am folgenden Tag brachte sie Decken und Nahrungsmittel und errichtete ein Zelt. Doch ihr Engagement beschränkt sich nicht nur auf materielle Hilfe. Sie ist stets ansprechbar, hört zu, ermutigt und begleitet die Menschen psychologisch. Gerade für die Mutter, die mit dem Verlust und der Zerstörung ringt, ist diese Unterstützung sehr wichtig.
Ihre Haltung zeigt, wie Friedensarbeit jenseits politischer Statements konkret aussehen kann: in unmittelbarer Nähe zu Menschen in Not – auch unter Beschuss. Rifqa und ihr Team sind sich der Gefahr bewusst. In einem Videointerview aus Gaza lauschte sie mitten im Gespräch auf Geräusche: eine Rakete in ihrer Nähe, Einsatzwagen, Schreie. Sie sagte: „Ich fürchte mich nicht für mich selbst. Ich denke an die Opfer der Bombardements … Wer stirbt? Welche Familie?”
Seit Beginn der militärischen Offensive im Jahr 2023 haben Rifqa und das Al-Najd Development Forum über 73 000 Menschen mit lebensnotwendiger Hilfe versorgt: Lebensmittelpakete, Matratzen, Decken, Kochgeräte und Zelte. Dabei sind sie selbst Opfer von Zerstörung und Vertreibung geworden: Ihre Wohnung wurde bombardiert und Familienmitglieder wurden getötet oder verletzt. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen, reorganisieren sich, suchen Betroffene und packen an, wo Hilfe möglich ist.
Rifqa spricht darüber, wie ihr Glaube ihr Kraft gibt: Sie sieht ihren Dienst als Verpflichtung, Menschen Hoffnung zu schenken – gerade in Momenten größter Verzweiflung. Sie erzählt, dass sie Glück empfindet, wenn Kinder neue Kleider tragen und lachen. Das motiviert sie, trotz Schmerz und Rückschlägen weiterzumachen.
Der Artikel und weitere Bilder findet sich auf der Netzseite des Mennonite Central Commitee:
https://mcc.org/our-stories/sharing-peace-neighbors-gaza-amid-devastation
Was ist das MCC?
Das Mennonite Central Committee (MCC) ist eine humanitäre Organisation mit pazifistischer Prägung. Sie ist weltweit in Nothilfe, Entwicklungsprojekten und Versöhnungsarbeit tätig. In der Region Palästina und Israel arbeitet das MCC seit Jahrzehnten mit lokalen Partnerinnen zusammen, um gerechten Frieden zu fördern, Menschen beim Zugang zu Nahrung, Infrastruktur oder Traumabegleitung zu unterstützen und Brücken zwischen Gemeinschaften zu bauen.
Das MCC betrachtet Friedensarbeit nicht als Nebentätigkeit, sondern als integralen Bestandteil seiner Mission: Hilfe leisten, Spaltungen abbauen und Gewalt überwinden. In Konfliktzonen wie Gaza versucht das MCC, lokale Strukturen zu stärken und die Stimmen der Betroffenen in internationalen Foren hörbar zu machen.
Der Michael J. Sharp Global Peacemaker Award
Der Michael J. Sharp Global Peacemaker Award wurde 2022 vom MCC ins Leben gerufen. Er ehrt Menschen oder Organisationen, die sich mutig und konsequent der Friedensarbeit widmen – oft unter persönlichem Risiko. Benannt ist der Preis nach Michael J. Sharp, einem ehemaligen Mitarbeiter des MCC, der in der Demokratischen Republik Kongo tätig war und später bei den Vereinten Nationen arbeitete. Bei einem Einsatz zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen wurde Sharp 2017 ermordet.
Der Preis wird jährlich vergeben: Eine Jury wählt Friedensstifter:innen weltweit aus den Partnerprojekten von MCC aus. Er soll ihre Leistungen anerkennen und zugleich ein Signal setzen: Friedensarbeit ist in den schwierigsten Kontexten möglich und notwendig.
Im Jahr 2025 wurde Rifqa Al-Hamalawi mit diesem Preis ausgezeichnet – als Zeichen der Wertschätzung für ihren unerschütterlichen Einsatz und ihre Standhaftigkeit angesichts extremer Gewalt und Zerstörung.
Der Michael J. Sharp Global Peacemaker Award ist sozusagen der große Bruder des Michael Sattler Friedenspreises, der nur alle paar Jahre vergeben wird.