Global-Sumud-Flotilla: Mit ziviler Kraft gegen die Gaza-Blockade
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Am 15. September 2025 legte die Global-Sumud-Flotilla (GSF) von Tunis aus zur nächsten Etappe Richtung Gaza ab. In Sizilien warten bereits mehrere Schiffe auf sie; auch diese schließen sich an. Später kommen weitere hinzu, die von Griechenland aus aufgebrochen sind, um Teil der größten zivilen Schiffsflotte zu werden. In diesem zivilen Zusammenschluss sind mehr als vierzig Länder vertreten, deren Schiffe Medikamente, Lebensmittel und Trinkwasser nach Gaza bringen sollen. Die Aktion ist von Beginn an ein humanitäres Signal und ein öffentlich sichtbarer Versuch Recht einzufordern und die Gazablockade mit ziviler Hartnäckigkeit und nicht mit Waffengewalt zu überwinden.
Die Flotte trägt den arabischen Namen „Sumud”, der Standhaftigkeit und Beharrlichkeit bedeutet. Er verweist auf den jahrzehntelangen Widerstand palästinensischer Familien, die trotz Vertreibung und Zerstörung in ihrem Land geblieben sind. In diesem Geist brachen Boote aus Spanien am 31. August auf, um sich in Tunis erneut zu sammeln und gemeinsam mit weiteren Schiffen, die von Sizilien aus in See stechen, die gefährlichste und letzte Etappe Richtung Gaza zu beginnen.
Der Aufbruch war von zahlreichen Verzögerungen begleitet. Stürme im Mittelmeer zwangen einzelne Konvois zur Rückkehr, Drohnenangriffe beschädigten Boote in Tunesien und Abfahrtsgenehmigungen mussten mehrfach neu verhandelt werden. Solche Verzögerungen kosten Zeit, erhöhen das Risiko und stellen die Geduld der Beteiligten auf die Probe. Dennoch brachen die Schiffe nun wieder auf – unter der offenen Drohung der israelischen Regierung, sie abzufangen, die Boote zu konfiszieren und die Crews in Hochsicherheitsgefängnisse zu bringen.
Die internationale Unterstützung wächst. Sechzehn Staaten, darunter Spanien, Irland, Südafrika und Brasilien, warnten in einer gemeinsamen Erklärung vor Gewalt gegen die Schiffe und bekräftigten das Recht auf humanitären Zugang. Auch die Vereinten Nationen sehen in der Blockade einen Bruch fundamentaler Normen. Es besteht kein Zweifel, daß im Gazastreifen Handlungen stattfinden, die den Tatbestand des Völkermords erfüllen.
Gerade im Kontrast dazu steht die Politik der Bundesregierung in Berlin. Während zivilgesellschaftliche Initiativen Menschen- und Völkerrecht einfordern und Initiativen wie die Global-Sumud-Flotilla unter Lebensgefahr versuchen, Medikamente und Lebensmittel nach Gaza zu bringen, liefert Deutschland weiterhin Rüstungsmaterial an Israel, das teilweise nicht einmal als solches gekennzeichnet ist. Sie unterstützt die Verbrechen der israelischen Regierung auch juristisch und finanziell. Erst im Spätsommer kündigte die Regierung einen Stopp ausgewählter Rüstungsgütern an. Dieser Schritt ist jedoch lediglich parolenschwingender Natur, um die eigene Bevölkerung zu beruhigen – vielleicht auch, um den eigenen Hals aus der Schlinge, die sie sich sehenden Auges und Absicht anlegten, zu retten – und verspricht keine Rettung für die Zehntausenden Menschen, die bereits getötet oder durch Hunger und Bombardements schwer verletzt wurden. Es sind keine Maßnahmen, die darauf abzielen, die ständigen Vertreibungen, Kriegshandlungen und das Aushungern zu beenden. Damit bleiben die politischen Verantwortungsträger:innen in Deutschland ihrer Rolle treu und unterstützen aus grundgesetzfeindlicher Staatsräson heraus den Völkermord. Sie berufen sich auf Völkerrecht und Menschenrechte, unterstützen zugleich jedoch einen Krieg, den internationale Instanzen als Völkermord eingestuft haben. Das ist Zynismus in seiner reinsten Form.
Aufmerksamkeit verdient auch ein Offener Brief an die Gewerkschaften, der am 12. September 2025 bei Pressenza veröffentlicht wurde. Darin werden die deutschen Gewerkschaften aufgefordert, endlich klare Solidarität mit der Flotilla zu zeigen. Schweigen sei Komplizenschaft, es ruft Gewerkschaften dazu auf, ihre Stimme gegen Krieg, Blockade und Völkermord zu erheben. Damit wird die Verbindung zwischen zivilgesellschaftlichem Handeln auf See und organisierter Verantwortung in der Arbeitswelt betont, denn Humanität geht uns alle an.
Das müssen sich auch die Kirchen im Lande fragen lassen. Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein – doch wo ist ihre Stimme? Das Schweigen der Kirchen ist unverantwortlich und mit nichts zu rechtfertigen.
Die Global-Sumud-Flotilla steht für das beharrliche Engagement einer internationalen Zivilgesellschaft, die angesichts politischer Untätigkeit nicht schweigt. Zwar kann ihr Beitrag die strukturellen Ursachen von Blockade und Krieg nicht auflösen, doch er macht sichtbar, dass Menschen bereit sind, Verantwortung über Grenzen hinweg zu übernehmen. Inmitten staatlicher Versäumnisse weist die Flotte damit auf das ein, was im Kern auf dem Spiel steht: das Recht auf Leben und die Pflicht zur Menschlichkeit. Die letzte Etappe ist daher nicht nur eine Seereise, sondern auch ein Maßstab dafür, ob zivilgesellschaftlicher Einsatz Gehör findet – auch wenn dessen Kraft begrenzt bleibt.
Netzseite von globalsumudflotilla.org