Susanna Daucher aus Augsburg ausgetrieben
Gedenkfeier
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Montag, 21.4.2008, 19 Uhr
Ort: Augsburg, Schleifergasse 10
Am 21. April 1528 wurde Susanna Daucher, geb. Spitzmacher, in Augsburg unter dem Rathauserker an den Pranger gestellt und nach Verlesung des Urteils aus der Stadt getrieben. Weil sie schwanger war, wurde ihr „aus Gnaden erlassen, mit einem Brand auf die Backen“ gezeichnet zu werden; was jedoch bei zwei anderen Verurteilten geschah. Lebenslang aus der Stadt verwiesen, mußte sie ihre beiden Kinder (3 und 6 Jahre) zurücklassen.
Ihr „Verbrechen“ war, daß sie ihr Haus Versammlungen der Täufergemeinde geöffnet und sich selbst dieser Gemeinde angeschlossen hatte. Am Ostersonntag, 12.4.1528, ließ der Stadtrat das Haus umstellen und verhaftete 88 Versammlungsteilnehmer. Fremde wurden sofort ausgewiesen, Einheimische in Haft genommen. An den wochenlangen Verhören beteiligte sich auch Stadtschreiber Dr. Conrad Peutinger.
Unter Folter sollten die Taufgesinnten gezwungen werden, ihrem Glauben abzuschwören. Zu den Verhafteten gehörten Susanna Daucher und ihre Schwester Maxentia Wissinger. Sie waren sich keiner Schuld bewußt, denn in den Versammlungen, die sie trotz Verbot besucht und beherbergt hatten, sei nur „das Wort Gottes vorgelesen und gelehrt worden“.
Es soll 1528 etwa 1.000 „Wiedertäufer“ in Augsburg gegeben haben. In ihren Versammlungen wurde in die Nachfolge Jesu gerufen. Sie wollten sich unabhängig von staatlichen Zwängen als Gemeinde organisieren. Zum Konflikt mit Kirche und Obrigkeit kam es, weil sie die Kindertaufe ablehnten und nach Jesu Gebot der Feindesliebe die Teilnahme an staatlicher Gewalt verweigerten.
Am 25.4.1528, drei Tage nach der Austreibung Susanna Dauchers, wurde der Vorsteher der Augsburger Täufer Hans Leupold „aus Gnaden“ mit dem Schwert hingerichtet. „Aus Gnaden“ – weil man ihm den grausameren Feuertod ersparte. Als ihm vor dem Rathaus als Urteil verlesen wurde, daß er mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet werden solle, rief er aus: „Nicht also Ihr Herren von Augsburg, sondern aus dem Tod zum Leben!", worüber sich die zuschauende Menge verwunderte. 2005 gab es ein Gedenken an seine Hinrichtung am damaligen Richtplatz (heute Eisstadion).
In Augsburg gab es bisher keine öffentliche Erinnerung an diese Opfer politisch-religiöser Verfolgung. Inzwischen gibt es eine Initiative für eine Gedenktafel am Daucherhaus.
Zum 480. Jahrestag wird darum zu einem öffentlichen Gedenken eingeladen.