MCC hat den „Globale Michael J. Sharp Friedensstifterpreis“ zum ersten Mal verliehen

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Dies Jahr wurde zum ersten Mal der Michael J. Sharp Global Peacemaker Award verliehen. Ausgezeichnet wurde Pastor Victor Dogos aus dem Tschad, der sich in verschiedenen Initativen zur Friedensbildung im Tschad engagiert.

Pastor Victor Dogos, first recipient of the Michael J. Sharp Global Peacemaker Award.
Seit 2012 leitet Pastor Victor Dogos (hier 2013) das Departement Ethik, Frieden und Gerechtigkeit (EPJ). MCC photo/Silas Crews.

Pastor Victor Dogos of N'djamena, Chad, receives first Michael J. Sharp Global Peacemaker Award

Wie das Mennonite Central Committee (MCC) mitteilt, ist Pastor Victor Dogos aus N’djamena, Tschad, der erste Empfänger des neugeschaffenen Michael J. Sharp Global Peacemaker Award (Globale Michael-Sharp-Friedensstifterpreis). Mit der 2023 vom MCC geschaffenen Auszeichnung werden mutige Friedensstifter in aller Welt gewürdigt.

Als Christ arbeitet Dogos mit Katholiken, Muslimen, Protestanten und Stammesführern im Tschad zusammen, um Menschen aller Religionen zu ermutigen, in Frieden zusammenzuleben. Nationale und kommunale Führer wenden sich an ihn, um gewaltsame Konflikte zu lösen und in Situationen einzugreifen, die zu Blutvergießen führen könnten.

Victor Dogos nutzt seine Ausbildung in Theologie, Recht, Kommunikation und Friedensförderung, um zu vermitteln und Männern und Frauen beizubringen, wie sie Konflikte lösen können. Er hat mit der Regierung und dem Militär über die Freilassung unschuldiger Zivilisten verhandelt und mit den Sicherheitskräften der Regierung zusammengearbeitet, um ihnen die langfristige Wirksamkeit des Friedens gegenüber der Gewalt zu verdeutlichen.

Dogos ist Mitglied des Tschad-Beirats, der die Regierung in Fragen der Regierungspolitik und der Aussöhnung mit den Gegnern berät. In dieser Funktion berichtete Dogos über Protokolle und Empfehlungen von 32 Sitzungen, die dazu beitrugen, den Weg für ein Friedensabkommen zwischen der provisorischen Regierung des Tschad und 45 von 53 bewaffneten Gruppen im Jahr 2022 zu ebnen. Dies führte zur gemeinsamen Einsetzung einer neuen Übergangsregierung.

Das internationales Hilfswerk und Friedensorganisation „Mennonite Central Committee“ (MCC) stiftete den mit 4.000 US-Dollar dotierten Preis in diesem Jahr zu Ehren der mutigen Friedensarbeit von Sharp, einem ehemaligen MCC-Mitarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo. Während er 2017 für die Vereinten Nationen arbeitete, um Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Kasai zu überprüfen, wurden der 34-jährige Sharp und seine Kollegin Zaida Catalán von unbekannten Angreifern getötet.
Sharps Engagement für die Friedenskonsolidierung wurde von vielen Menschen inspiriert, die sich vor ihm für den Frieden eingesetzt haben, und wird von vielen anderen geteilt, die heute ihr Leben der Friedenskonsolidierung widmen. Mit dieser Auszeichnung werden Friedensstifter gewürdigt, die das Engagement von MCC für Frieden und Gerechtigkeit in den 40 Ländern, in denen die internationale Nichtregierungsorganisation Hilfs-, Entwicklungs- und Friedensarbeit leistet, vorbildlich umsetzen.

„›Selig, die Frieden stiften‹, heißt es in Matthäus 5,9, und wir wollen den Mut derjenigen würdigen, die in unserer MCC-Arbeit auf der ganzen Welt diesem Aufruf folgen, auch wenn es sie selbst viel kostet“, sagt Mulanda Juma, ein MCC-Vertreter in Ruanda und Burundi, der dem Auswahlausschuß angehörte und sich für den Frieden einsetzt.

Victor Dogos wurde für den Preis ausgewählt, weil er sich für Gewaltlosigkeit einsetzt und eine mutige und kreative Friedensarbeit leistet, die sich auf die Menschen im Tschad und in den umliegenden Ländern auswirkt, so Juma.

"Pastor Dogos stammt aus einem muslimischen Umfeld, konvertierte aber zum Christentum. Vor diesem Hintergrund würde er nicht ohne weiteres als Vermittler, Moderator oder Brückenbauer zwischen Muslimen und Christen im Tschad akzeptiert werden, einem Land, das im Norden unter bewaffneten Konflikten leidet. Es erforderte von ihm Kreativität, Mut und friedenspolitische Führungsqualitäten, um erfolgreich Brücken zwischen diesen beiden Glaubensgemeinschaften zu bauen, die sich im Konflikt befinden", sagt Juma.

Victor Dogos sagt, daß seine Überzeugung für den Frieden schon früh in seinem jugendlichen christlichen Glauben begann, als er lernte, daß Töten Sünde ist. Als 1980 der Krieg ausbrach, zog er es vor, das Land zu verlassen, anstatt zu kämpfen. Er landete in der Elfenbeinküste, wo er mit sich rang, ob er seinen christlichen Glauben beibehalten oder zu den islamischen Überzeugungen zurückkehren sollte, die er in seiner Kindheit gelernt hatte.

Bei einem Gottesdienst in der Evangelical Baptist Church of Côte d’Ivoire in Adjamé, Abidjan, am 18. Juli 1982 sagt Dogos, er sei überzeugt gewesen, daß er sein Leben ganz Christus widmen sollte. „Ob ich nun sterbe oder lebe, ich tue es für Christus“, sagt er. Dogos sagt, er habe einige Male um sein Leben gefürchtet, unter anderem als er einen Konflikt verhandelte, der entstand, als christliche Kinder sich weigerten, Fleisch zu essen, das von einem muslimischen Ritual stammte, bei dem ein Tier geopfert wurde. Die Imame (muslimische Führer) erklärten Dogos, daß diese Weigerung eine persönliche Ablehnung der muslimischen Gemeinschaft bedeute.

Doktrinelle Meinungsverschiedenheiten können sich schnell entzünden, sagt Dogos. „Man muß also vorsichtig sein, denn eine unvorsichtige Reaktion in einem solchen Kontext kann wirklich etwas in Brand setzen. Das kann die Leute sehr wütend machen.“

Dogos erklärte den Imamen, daß es sich bei der Ablehnung nicht um eine Ablehnung der muslimischen Gemeinschaft handele, sondern um ein Leben aus unterschiedlichen Glaubenssystemen heraus. Er erzählte die christliche Geschichte von David bis Jesus und erklärte, daß Jesus für die Christen das ultimative Opfer sei. Die Imame waren in der Lage zu erkennen, daß die Handlungen der Kinder von anderen Glaubensvorstellungen geleitet waren, die ihre Eltern ihnen beigebracht hatten, und nicht von einer Ablehnung der Muslime.

„Wir wissen, daß wir in diesem Zusammenhang an unterschiedliche Dinge glauben, aber wir müssen in der Lage sein, uns gegenseitig zu respektieren, damit wir miteinander leben können“, sagte Dogos. „Ich möchte einfach, daß verschiedene Menschen, verschiedene Familien, verschiedene Gemeinschaften miteinander leben und sich selbst akzeptieren, im Wissen, daß es Unterschiede gibt, aber die Unterschiede sind kein Grund für Konflikte.“
Seit 2012 leitet Dogos das Département Ethique, Paix et Justice (EPJ: Abteilung für Ethik, Frieden und Gerechtigkeit), das Teil der Dachorganisation der Protestanten, Entente des Eglises et Missions Evangeliques au Tchad (EEMET: Partnerschaft evangelikaler Kirchen und Missionen im Tschad) ist. Sowohl EPJ als auch EEMET sind Partner des MCC. Gegenwärtig konzentriert sich die EPJ auf den Aufbau von Kapazitäten bei jungen und weiblichen Führungskräften, um deren Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Friedensförderung und Konfliktanalyse im südlichen Teil des Tschad zu verbessern.

„Wenn Frauen überzeugt sind, ist es leicht, eine Lösung für einen Konflikt zu finden“, sagt Dogos. Er stellt fest, daß Frauen und junge Menschen, wenn sie etwas über Friedensförderung erfahren, sofort bereit sind, es in die Tat umzusetzen, während Männer etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Um dieses Training anbieten zu können, mußte er jedoch die Grundlagen mit den lokalen Verantwortlichen schaffen. Er nahm einen katholischen Priester, einen Imam und einen traditionellen Führer mit, um mit den Verantwortlichen zu sprechen. Gemeinsam erklärten sie ihm, daß Friedensförderung keine Bekehrung für irgendeine Religion ist, sondern Menschen aller Religionen hilft, Konflikte zu lösen.

MCC hat EEMET im Jahr 2000 ermutigt, EPJ zu entwickeln, und hat Dogos‘ Ausbildung in der Friedensförderung unterstützt, seit er die Leitung von EPJ übernommen hat. Er wurde 2012 am West Africa Peacebuilding Institute in Ghana und 2015 und 2018 an der Eastern Mennonite University’s School of Peacebuilding Institute (SPI) ausgebildet. In diesem Jahr unterrichtete er an der SPI einen Kurs zum Thema „Transforming Environmental Conflict“.

Im Tschad, sagt er bescheiden, sei er „fast ein Experte“ für Friedensförderung geworden. Als einflussreiches Mitglied der Interreligiösen Plattform des Tschad - einer nationalen Organisation, die sich aus der katholischen Kirche, dem Hohen Rat für islamische Angelegenheiten und der EEMET zusammensetzt und gemeinsam die Botschaft des friedlichen Zusammenlebens verbreitet - wird er von allen Gruppen, einschließlich der Regierung, um Vermittlung bei Konflikten gebeten.

Einer der Schlüssel zur Konfliktlösung, so Dogos, ist es, so viel wie möglich über die Situation zu erfahren, bevor man Lösungen vorschlägt. „Wenn man eine Person besser versteht, versteht man auch ihre Kultur und wie sie tickt. So kann man ihre Situation und ihre Perspektive in diesem Kontext besser verstehen. So kann man besser auf sie zugehen.“

Dogos sagt, daß er sein eigenes Herz nährt, indem er auf die Eingebungen des Heiligen Geistes hört, wenn er sich Zeit nimmt, um mit Gott zu sprechen“. Das Wissen, daß Gott Teil seiner Arbeit ist, gibt ihm Mut, sich in beängstigende Situationen zu begeben. Wenn ein Konflikt zu einem erfolgreichen Abschluß kommt, ist er ermutigt, sagt er.
Auch diese Auszeichnung habe ihn ermutigt, sagt er. „Sie hat mich überrascht. Sie erfüllt mich auch mit Freude. Die Freude rührt zum Teil daher, daß sie die Arbeit widerspiegelt, die wir gemeinsam leisten konnten, und sie ermutigt mich und uns in unserer weiteren Arbeit.“

Er ermutigt Christen auf der ganzen Welt, sich trotz der vielen Berichte über Gewalt unermüdlich für den Frieden einzusetzen.

„Wir dienen einem Gott des Friedens. Die Arbeit für den Frieden ist also eine tiefe Verpflichtung, weil wir so handeln, wie Gott handelt. Die Art und Weise, wie wir reden, wie wir uns in der Welt verhalten, wie wir arbeiten - all diese Dinge tun wir so, wie Gott es uns vorgelebt hat“, sagt Dogos.

„Wir können nicht allen Konflikten ein Ende setzen. Das kann nur Gott tun. Was wir tun können, ist, uns zu verpflichten, so zu arbeiten, daß wir wissen, daß Gott uns bei der Arbeit für den Frieden leitet. Wir können Samen des Friedens säen.“