360 Jahre Mennistenkonzession
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Am 4. August 2024 jährte sich die Mennistenkonzession vom 4. August 1664 zum 360. Mal, ein historisches Ereignis in der damaligen Kurpfalz. An diesem Tag erließ Kurfürst Karl Ludwig (pfälzische Linie der Wittelsbacher) ein Dekret, das die Ansiedlung verfolgter Täuferinnen und Täufer, die aus der Schweiz geflohen waren, legalisierte. Die Mennoniten erhielten Bleiberecht und trugen wesentlich zum Wiederaufbau des vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten Landes bei.
Besonders im Winter 1671/1672 flohen viele Täuferinnen und Täufer aus dem Berner Raum in die Kurpfalz und den Kraichgau. Dank der Mennistenkonzession fanden sie hier eine neue Heimat. Einige von ihnen blieben nur vorübergehend, andere wurden über Generationen in der Region seßhaft.
Die damalige Kurpfalz erstreckte sich über Teile des heutigen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Die Wiederansiedlung der Täufer war ein strategischer Schritt zur demographischen und wirtschaftlichen Stabilisierung nach den verheerenden Verlusten des Dreißigjährigen Krieges, der die Bevölkerung um mehr als 60 Prozent reduziert hatte. Die Kurpfalz brauchte dringend Menschen, die das verödete Land wieder bewirtschaften konnten, wie es in der Mennistenkonzession heißt: „wir Menschen und Untertanen, die das verödete Land wiederum bauen und in den Stand bringen höchst bedürfen“.
Dieses Zugeständnis (Konzession) war auch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschenrechte, insbesondere der Religions- und Gewissensfreiheit. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 und der Westfälische Frieden von 1648 brachten zwar gewisse Fortschritte, aber die Glaubensverfolgungen endeten nicht völlig. Auch nach dem Westfälischen Frieden blieben viele religiöse Gruppen wie die Täufer, die Quäker und die frühen Pietisten von der rechtlichen Anerkennung ausgeschlossen und waren auf Gnadenakte wie die Mennistenkonzession angewiesen, um ihr Überleben zu sichern.
Die Mennistenkonzession von 1664 verdeutlicht nicht nur die religiösen und sozialen Herausforderungen der Zeit, sondern auch das Bemühen um Toleranz und Integration von Minderheiten in einer vom Krieg gezeichneten Gesellschaft.
Zu den dreihundertfünfzigjährigen Feierlichkeiten vor zehn Jahren gab es den nachstehenden Vortrag, der Zusammenhänge durchleuchtet: