Aufrüstung tötet auch ohne Krieg: Eine unerwartete (Wieder)Entdeckung
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Von T. Schreiber
Hatte mir vorgenommen, einen Text über die Folgen der weltweiten Aufrüstung zu schreiben. Mein Ziel war es aufzuzeigen, daß Rüstungsprogramme auch in Friedenszeiten Schaden anrichten. Dabei wollte ich auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen eingehen, die durch die Umverteilung von Ressourcen entstehen und die Gesellschaft beeinflussen. Eigentlich nichts Neues - viele haben sich schon mit diesem Thema beschäftigt.
Es sollte gezeigt werden, wie die Aufrüstung Geld und Ressourcen verschlingt, die in anderen Bereichen wie Bildung und Gesundheit dringend benötigt werden. Darüber hinaus beabsichtigte ich, die Auswirkungen der Militarisierung auf die Gesellschaft und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu untersuchen - von der Angst, die sie schürt, bis hin zur Normalisierung von Gewalt.
Doch während ich mich immer mehr in das Thema vertiefte, machte ich eine überraschende Entdeckung in meinem Bücherregal. Dort fand ich ein Buch von Dorothee Sölle mit dem Titel, den ich für meinen Text vorgesehen hatte – „Aufrüstung tötet auch ohne Krieg“. Ich hatte es einst gebraucht gekauft, doch es war in Vergessenheit geraten. Sölle, eine bekannte Theologin und Aktivistin, hatte sich bereits in den 1980er Jahren mit diesem Thema auseinandergesetzt und ihre Gedanken dazu niedergeschrieben.
Sölle hatte viele der Punkte angesprochen, die auch ich für wichtig halte. Sie hat aufgezeigt, daß das Geld, das in die Aufrüstung fließt, anderswo fehlt. Das ist bereits eine Form von Gewalt. Es sind nicht nur Bomben, die Menschen töten. Auch der Mangel an medizinischer Versorgung oder die zunehmende soziale Ungleichheit sind tödlich.
Schnell wurde mir klar, daß Sölles Buch wertvolle Perspektiven bietet, die ich in meine eigenen Überlegungen einbeziehen könnte. Allerdings stellte sich mir die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, etwas Eigenes zu schreiben, wenn schon so viel Wesentliches gesagt wurde, das heute noch aktueller ist als zu seiner Entstehungszeit. Ich kam zu dem Schluß, daß es für jede Interessierte Person gewinnbringender ist, sich selbst mit Sölles „Aufrüstung tötet auch ohne Krieg“ auseinanderzusetzen und zu eigenen Erkenntnissen zu gelangen, als einen weiteren vorgefertigten Text zu lesen.
Die Auseinandersetzung mit Dorothee Sölles Buch bietet viele Aha-Erlebnisse und wirft die Frage auf, warum wir anstelle eines Schrittes vorwärts zwei Schritte zurück gemacht haben. Ihre Analyse bietet eine einladende Grundlage, auf der man eigenständig weiterdenken und die Relevanz ihrer Aussagen für unsere heutige Situation erkennen kann.