Mennonitische Weltkonferenz bekräftigt erneut ihre Forderung nach Frieden im Nahen Osten!

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A pastoral letter Anabaptist/Mennonite communion
Photo: Karla Braun

Anlässlich des Jahrestages der erneuten Eskalation der anhaltenden Gewalt im Nahen Osten hat sich die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) zum 7. Oktober 2024 einen Hirtenbrief an alle Mitgliedskirchen weltweit gewadt. Darin erneuert die MWK nachdrücklich ihren bereits im Oktober 2023 formulierten Aufruf an alle Konfliktparteien, unverzüglich die Waffen niederzulegen und sich der herausfordernden Aufgabe des Friedensaufbaus zu widmen.

Nachstehend eine deutsche Übersetzung:

Ein Jahr zunehmender Gewalt im Nahen Osten

Ein Hirtenbrief zum 7. Oktober 2024

Liebe Brüder und Schwestern der Täuferischer-Mennonitischer Weltgemeinschaft

Schweren Herzens erinnern wir an den ersten Jahrestag der schrecklichen Ereignisse, die den Beginn eines neuen Zyklus der Gewalt im Nahen Osten markierten. Wir sind zutiefst bestürzt über die vielen Menschenleben, die vor einem Jahr und danach ihr Leben lassen mussten. Wir trauern über die Unterdrückung, die Missachtung der Menschenrechte und die jahrzehntelange Enteignung und Vertreibung, die zu der aktuellen Tragödie und Katastrophe geführt haben.

Vor einem Jahr durchbrachen Kämpfer der Hamas die militärischen abgerigelten Grenzen des Gazastreifens und verübten grausame Taten in Israel. Dieser Angriff forderte 1.200 israelische Todesopfer, darunter fast 400 Soldaten. Rund 250 israelische Zivilist:innen und Sicherheitskräfte wurden als Geiseln nach Gaza verschleppt. Israel reagierte mit einer erschreckenden Kampagne kollektiver Bestrafung gegen Gaza, die bis heute andauert und gezielt Krankenhäuser, Schulen, Gotteshäuser und Journalist:innen angreift. Die Todesopferzahl in Gaza übersteigt mittlerweile 40.000, und Tausende werden vermisst oder sind unauffindbar. Die Lieferung von Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern in den Gazastreifen wird von Israel verhindert. Zuletzt hat Israel auch einen heftigen militärischen Angriff auf das benachbarte Libanon gestartet.

Als Christ:innen, die sich dem Friedensweg Christi verpflichtet haben, lehnen wir Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten grundsätzlich ab. Wir stehen an der Seite aller Leidenden – ob jüdisch, muslimisch oder christlich. Oft fühlen wir uns hilflos – sogar mitschuldig –, wenn sich Traumata und Vorurteile, die sich über Generationen hinweg angesammelt haben, in Wellen von Hass und Zerstörung entladen.

Jesus, der Friedensfürst, lehrt uns, dass Krieg nicht zum Gedeihen der Menschheit führt. Durch mutige Feindesliebe und gewaltfreies Streben nach Gerechtigkeit für alle wollen wir Jesus nachfolgen. Die Liebe lehrt uns, Gott im „anderen“ Menschen zu sehen. Liebe gibt uns den Mut, nach Gerechtigkeit zu streben und richtig miteinander zu leben. Als Nachfolger:innen Jesu beten wir um den Mut, mit transformierender Kraft zu lieben. Denn es ist die Liebe, die eine grundlegend andere Realität und Zukunft bietet als die Gewaltzyklen, die durch Machtgier und Todesmechanismen angetrieben werden.

Die weltweite täuferische-mennonitische Gemeinschaft erneuert mit Nachdruck den Aufruf vom Oktober 2023, dass alle Parteien in diesem Konflikt die Waffen niederlegen und mit der anspruchsvollen Arbeit des Friedensaufbaus beginnen. Wir fordern die Freilassung der Gefangenen – sowohl der israelischen Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, als auch der palästinensischen Gefangenen, die illegal in „Administrativhaft“ durch den israelischen Staat festgehalten werden. Wo es möglich ist, wollen wir mit unseren Regierungen und Mitbürger:innen sprechen, deren unkritische Unterstützung den anhaltenden Konflikt begünstigen könnte.

Frieden kann nur mit Gerechtigkeit einhergehen, und alle Parteien in diesem Konflikt haben berechtigte Anliegen. Wir bekennen, dass wir nicht gut zugehört und nicht genug nach Gerechtigkeit gestrebt haben, und dass unsere eigene Weisheit unzureichend ist. Deshalb bitten wir den Heiligen Geist, uns zu lehren und auszurüsten, damit wir mit Demut und Mut handeln, wenn wir sprechen und handeln.

Wir beten nicht nur dafür, dass die Gewalt aufhört, sondern auch, dass die Regionen, in denen die biblischen Geschichten wurzeln, zu Orten menschlicher Harmonie und Vielfalt werden, wo alle in guter Nachbarschaft „unter ihren eigenen Weinstöcken und Feigenbäumen sitzen und niemand Angst haben muss“ (Micha 4,4). Wir bekräftigen unsere Überzeugung, dass „der Geist Jesu uns befähigt, in allen Bereichen des Lebens Gott zu vertrauen, damit wir zu Friedensstifter:innen werden, die Gewalt ablehnen, unsere Feinde lieben, nach Gerechtigkeit streben und unseren Besitz mit den Bedürftigen teilen“ (Mennonitische Weltkonferenz „Gemeinsame Überzeugungen“ Punkt 5).

Die englische Fassung des Briefes ist auf den Seiten der Mennonitischen Weltkonferenz (Mennonite World Conference) zu finden:

https://mwc-cmm.org/en/stories/grieving-year-increasing-violence-middle-east

Mennoniten, Frieden, Hirtenbrief, pastoral letter