The Peaceable Kingdom und das „Heilige Experiment“

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The Peaceable Kingdom
Bildquelle: Edward Hicks, „The Peaceable Kingdom“, Öl auf Leinwand, 1826, Philadelphia Museum of Art. Rahmen neu zusammengestellt, mit frei ins Deutsche übersetztem Text.

„The Peaceable Kingdom“ von Edward Hicks und sein historischer Hintergrund

Das Werk „The Peaceable Kingdom“ (Das Königreich des Friedens) von Edward Hicks ist eine Serie von Gemälden, die zwischen 1820 und 1849 entstanden sind. Hicks, ein amerikanischer Maler und Laienprediger der Quäker, schuf mindestens 62 Fassungen dieses Motivs, das ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Tier in einer paradiesischen Landschaft zeigt. Inspiriert wurde das Bild von der biblischen Prophezeiung aus dem Buch Jesaja (Jesaja 11,6-9), die einen Zustand des Friedens und der Harmonie beschreibt, in dem Wölfe bei Lämmern liegen und Kinder gefahrlos unter wilden Tieren spielen können.

Die zentrale Botschaft von „The Peaceable Kingdom“ ist der Traum von Frieden und Harmonie, der von der religiösen Weltanschauung der Quäker (u. a. auch Mennoniten) geprägt ist. Die Tiere und Menschen auf dem Gemälde stehen für diese friedliche Utopie. Hicks, ein überzeugter Pazifist und gläubiger Christ, verband seine religiöse Überzeugung mit der Kunst, indem er die Vorstellung eines kommenden Friedensreiches malerisch umsetzte. Der Löwe, der neben dem Lamm ruht, und das Kind, das unter wilden Tieren spielt, verkörpern den Triumph des Friedens über die Gewalt.

Ein weiteres wichtiges Element des Gemäldes ist die Darstellung eines historischen Ereignisses im Hintergrund: die Begegnung zwischen William Penn, einem Quäker und Gründer von Pennsylvania, und den amerikanischen Ureinwohner:innen. Diese Szene symbolisiert den Vertrag von Shackamaxon aus dem Jahr 1682, bei dem Penn mit den Lenape-Ureinwohner:innen in Verhandlungen trat, um friedlich Land zu erwerben. Hicks hat diesen Moment idealisiert dargestellt, was den spirituellen und friedlichen Kern der Quäkerphilosophie unterstreicht.

Die Gründung der Kolonie Pennsylvania 1681, Heilige Experiment, durch William Penn verlief im Vergleich zu anderen europäischen Kolonien in Nordamerika relativ friedlich. Penn, der als Quäker Gewalt ablehnte, setzte sich für einen fairen und respektvollen Umgang mit den Ureinwohnern ein. Der Vertrag von Shackamaxon, auch bekannt als der „Great Treaty“ (Der Große Vertrag), wurde nie schriftlich festgehalten, gilt jedoch als symbolischer Moment für den Versuch der Kolonialist:innen, durch Verhandlungen und gegenseitigen Respekt mit den indigenen Gruppen zusammenzuleben.

Das „Heilige Experiment“ (Sacred Experiment) der Quäker war der Versuch, in der 1681 von William Penn gegründeten Kolonie Pennsylvania eine Gesellschaft aufzubauen, die auf religiöser Toleranz, Gewaltlosigkeit und demokratischen Prinzipien beruhte. Penn, selbst Quäker, wollte eine Gemeinschaft schaffen, in der Menschen unterschiedlichen Glaubens ohne Angst vor Verfolgung friedlich zusammenleben konnten. Das Experiment setzte auf Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Glaubensfreiheit und machte Pennsylvania zu einer der liberalsten und vielfältigsten Kolonien Nordamerikas. Sein Ende wird auf das Jahr 1756 datiert, als die Kolonialregierung im Zuge des Siebenjährigen Krieges eine Miliz aufstellte – ein Schritt, der den pazifistischen Überzeugungen der Quäker widersprach. Viele Quäker verließen daraufhin die Regierung, um ihren Prinzipien treu zu bleiben, was zu einem allmählichen Verlust ihres politischen Einflusses führte und das ursprüngliche Ideal des Experiments durch die Erfordernisse der (un)realen Politik verdrängte.

Die Realität der Beziehungen zwischen den europäischen Kolonialmächten und den indigenen Völkern war jedoch weitaus komplizierter und oft gewaltsam. Obwohl Penns Ansätze als fortschrittlich galten, hielt die Harmonie zwischen den Quäker-Kolonist:innen und den Ureinwohner:innen nicht dauerhaft an. Die Ausweitung der Kolonialherrschaft, die Landnahme und spätere Konflikte führten schließlich auch in Pennsylvania zu Spannungen und Gewalt zwischen den Parteien.

Kontrast zwischen Kunst und Wirklichkeit. Edward Hicks’ „The Peaceable Kingdom“ stellt ein idealisiertes Bild dar, das die spirituellen Überzeugungen der Quäker widerspiegelt und auf eine friedliche Vergangenheit verweist, die historisch gesehen nicht ganz der Realität entsprach. Der Vertrag von Shackamaxon war zwar ein bemerkenswerter Versuch des friedlichen Zusammenlebens, aber die späteren Entwicklungen zeigten die Grenzen dieser Friedensbemühungen. Kolonialismus und Landraub setzten sich letztlich auch in Pennsylvania durch und die Ureinwohner:innen wurden im Zuge der Expansion der USA zunehmend verdrängt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hicks’ The Peaceable Kingdom ein Symbol des Friedens und des Glaubens an ein besseres Zusammenleben darstellt, das jedoch nicht der Realität des kolonialen Amerikas entspricht. Bis heute weigert sich die Kolonialmacht, die Rechte der alteingesessenen indigenen Bevölkerung anzuerkennen. Das Gemälde bietet eine visionäre und religiös motivierte Perspektive auf ein historisches Ereignis, das konfliktreicher war, als es die Kunst darstellt.

Quellen:

  • Jesaja 11,6-9 (Die Bibel).
  • Fischer, David Hackett: Albion’s Seed: Four British Folkways in America. Oxford University Press, 1989.
  • Demos, John: The Heathen School: A Story of Hope and Betrayal in the Age of the Early Republic. Vintage Books, 2015.
  • Nash, Gary B.: Quakers and Politics: Pennsylvania, 1681–1726. Princeton University Press, 1968.