Unpassend. Roman zu den Anfängen der Täuferbewegung
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Historischer Roman von Markus A. Jost
Beschreibung
Der Roman erzählt die Geschichte der beiden Ehepaare Georg und Els Cajacob aus Graubünden und Leupold und Anna Scharnschlager aus Tirol auf ihrer Flucht vor den Mächtigen. Nach der Gründung des „Freistaats Gemeiner drei Bünde“ im Herbst 1524 verlässt der ehemalige Prieser Georg Cajacob seine Heimat und geht nach Zürich, wo er sich im Jahr 1525 wiedertaufen lässt und so die Täuferbewegung gründet, die sofort verfolgt wird. In Mähren bei den Liechtensteinern finden die Täufer zeitweise Zuflucht, so auch Leupold und Anna Scharnschlager, die die dortige Gütergemeinschaft der Täufer jedoch ablehnen. Sie finden ihren Frieden schließlich in Ilanz in Graubünden.
Erscheinungsjahr 2024, Verlag: Edition Königstuhl, Seiten: 232, ISBN: 978-3-907339-63-3.
Der Titel "Unpassend" gibt die Anfänge der Täuferbewegung treffend wieder: Ihre Ideen und deren Umsetzung paßten nicht in die damalige Zeit - und noch unpassender erscheinen aus heutiger Sicht die Reaktionen ihrer Gegner.
Autor des Buches Markus A. Jost wuchs im Baselbiet auf und interessiert sich seit seiner Jugend leidenschaftlich für die Geschichte der Täufer:innen. Nach seiner Lehre als Tiefbauzeichner studierte er Informationswissenschaft und Theologie und arbeitete als Journalist, wo er schrieb und filmte. Heute ist er wissenschaftlicher Bibliothekar, Redakteur und freier Autor. Zudem ist er Präsident der Stiftung Täufererbe und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte.
Unpassend; Roman zu den Anfängen der Täuferbewegung ist ein fesselnder historischer Roman, der einem in die turbulente Zeit der Reformation und die Entstehung der Täuferbewegung im 16. Jahrhundert mitnimmt. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten der Ehepaare Georg und Els Cajacob aus Graubünden sowie Leupold und Anna Scharnschlager aus Tirol, die auf ihrer Flucht vor Verfolgung und Unterdrückung zahlreiche Hindernisse überwinden müssen. Im Folgenden wird der geschichtliche Hintergrund der Beschreibung des Buches stichwortartig erläutert.
Georg Cajacob, besser bekannt als Jörg Blaurock, geboren 1492 in Graubünden, war eine Schlüsselfigur der frühen Täuferbewegung. Er studierte Theologie und wurde katholischer Priester. Unzufrieden mit der etablierten Kirche und inspiriert von den Ideen der Reformation, gehörte er zunächst zu einem engen Kreis um Ulrich Zwingli, der sich aber zunehmend von Zwingli und seiner Obrigkeitskirche unverstanden sah. Diese radikalen Reformator:innen forderten Restitution, einen radikalen Neubeginn in der Nachfolge Jesu. Am 21. Januar 1525 ließ er sich von Conrad Grebel taufen und taufte anschließend weitere Glaubensgenoss:innen. Seine Frau Els im Roman hielt trotz aller drohenden Gefahren zu ihm. Gemeinsam mußten sie aufgrund ihres Glaubens mehrfach fliehen und erlebten die harte Verfolgung der Täufer:innen. Jörg Blaurock wurde schließlich am 6. September 1529 in Klausen in Tirol als „Ketzer“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Der im Herbst 1524 gegründete „Freistaat Gemeiner Drei Bünde“ bestand aus dem Gotteshausbund, dem Grauen Bund und dem Zehngerichtebund im heutigen Graubünden. Diese Bünde schlossen sich zusammen, um ihre Unabhängigkeit gegenüber äußeren Mächten wie den Habsburgern zu wahren. In einer Zeit des religiösen Umbruchs bot der Freistaat einen gewissen Schutzraum für neue Glaubensrichtungen, doch auch hier war die Akzeptanz begrenzt.
Die erste belegte „Wiedertaufe“ am 21. Januar 1525 gilt rückblickend als Geburtsstunde der Täuferbewegung, denn diese Taufentscheidungen markierte in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur. Unzufrieden mit den langsamen Fortschritten der Reformation unter Ulrich Zwingli sammelten sich radikale Reformatoren:innen um Conrad Grebel, Felix Manz und Jörg Blaurock. Sie begnügten sich nicht mit einer Reformation der Obrigkeitskirche, sondern forderten Restitution der ursprünglichen Nachfolge Jesu. Bei einer ihrer geheimen Versammlungen, bei denen es um Glaubensfragen ging, bat Blaurock Grebel um die Taufe; daraufhin taufte er auf Wunsch die anderen Anwesenden.
Der Begriff „Wiedertäufer“ wurde von ihren Gegner:innen verwendet, da sie die Kindertaufe ablehnten und die Glaubenstaufe praktizierten. Täufer:innen glauben, daß die Taufe eine bewußte Entscheidung des Glaubens und ein Zeugnis sein sollte, Jesus im Glauben und Leben nachfolgen zu wollen, die ein Kind nicht treffen kann. Dies stellte einen fundamentalen Bruch mit der traditionellen Praxis der Kirche dar und wurde von den staatlichen und kirchlichen Autoritäten als gefährliche Häresie betrachtet. Die Ablehnung der Kindertaufe und die Einführung der Glaubenstaufe führten zu heftigen Verfolgungen durch kirchliche und staatliche Institutionen, da die Täufer:innen nicht nur religiöse, sondern aufgrund ihres Glaubens auch gesellschaftliche Normen infrage stellten. Dieser Schritt manifestierte damals die Trennung von Kirche und Staat, da die Täufer:innen die Autorität der staatlich unterstützten Kirche, bei der die Grenzen zwischen Kirche und Staat und damit dem öffentlichen Leben nicht erkennbar waren, ablehnten und für unabhängige Glaubensgemeinschaft eintraten.
Mähren als Zufluchtsort und verschiedene Strömungen: Viele Täufer:innen flohen nach Mähren, einem Gebiet im heutigen Tschechien, das unter der Herrschaft der Liechtensteiner stand. Dort fanden sie vorübergehend Zuflucht und konnten ihren Glauben praktizieren. In Mähren entwickelten sich jedoch verschiedene Strömungen innerhalb der Täuferbewegung. Vor allem die Frage der Gütergemeinschaft spaltete die Gemeinde. Während einige Täufergruppen den gemeinschaftlichen Besitz aller Güter (Hutterer) propagierten, lehnten andere dieses Modell ab und bevorzugten den individuellen Besitz.
Leupold und Anna Scharnschlager (Leupold der Seifensieder) stammen aus Tirol und sind ebenfalls zentrale Figuren des Romans. Als Täufer:in mußten sie ihre Heimat verlassen und fanden in Mähren Zuflucht. Die dort praktizierte Gütergemeinschaft (Hutterer) entsprach jedoch nicht ihren Vorstellungen von gelebtem Glauben. In Straßburg hatte er eine führende Rolle unter den Täufer:innen, er pflegte enge Beziehungen zu Marpeck. Ob er sich auch in Augsburg aufgehalten hat, ist nicht belegt. Auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihren Glauben frei und nach ihren Überzeugungen leben konnten, fanden sie schließlich in Ilanz in Graubünden eine neue Heimat. Leobold Scharnschlager verstarb 1563 in Ilanz. Anna Scharnschlager überlebte ihn um einige Jahre. Viele Informationen über Scharnschlager stammen aus einem Rechtsstreit über seinen Nachlaß, der durch falsche Ansprüche eines Zimmermanns ausgelöst wurde.
Der Roman taucht ein in die frühe Täuferbewegung und zeigt, wie der Glaube Menschen dazu bewegen kann, immense Risiken einzugehen und große Opfer zu bringen. Die Geschichten der Protagonist:innen spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen viele Täufer:innen im 16. Jahrhundert standen.
Wie historisch ist der Roman „Unpassend“ im Großen und Ganzen?
Dazu gibt der Autor Markus A. Jost auf seiner Netzseite, auf der er den historischen Hintergrund des Romans „Unpassend“ erläutert, auskünfte: