Familienforschungswerkstatt im Januar: Erzählabend I: 2025

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Mennoniten Familienforschung Erzählabend Flucht über Dänenark

Erinnerungen, Erzählungen

Familienforschung–Werkstatt des Mennonitischen Geschichtsvereins

Der Termin ist am Montag, den 06.01.2025, 19.30 Uhr, online.

Vortrag und Austauch, online per Zoom.
Referent:in: Siegfried Claaßen und Arno Thimm

Erzählt von Zeitzeugen

Die Familienforschungswerkstatt des Mennonitischen Geschichtsvereins widmet sich mit ihrer Erzählabendreihe „Wider das Vergessen“ der Aufarbeitung und Bewahrung persönlicher Erinnerungen an die Zeit der faschistische Diktatur (Nationalsozialismus). Im Rahmen dieser Veranstaltungen berichten Menschen über ihre eigenen Erfahrungen und die ihrer Eltern und tragen so zur Auseinandersetzung und zum Verständnis dieser historischen Epoche bei.

Am Montag, dem 5. Juni 2025, ist der dritte Abend der dieser Veranstaltungsreihe. Zwei Personen erzählen aus ihren Lebensgeschichten: Die eine wurde 1932 in Eichwalde, die andere 1934 in Reimeswalde geboren – die Orte liegen östlich von Danzig (heute Gdańsk) im Bereich der Weichselmündung, dem Werder. Als Verwandte verbrachten sie ihre Kindheit in diesen benachbarten Dörfern. Dennoch prägten die NS-Zeit und die Flucht nach Dänemark ihre Lebenswege auf unterschiedliche Weise. In ihren Erzählungen verbinden sie die Erinnerungen ihrer Eltern mit ihren eigenen Erlebnissen und vermitteln so ein eindrucksvolles Bild dieser Zeit.

Weiteres zu der Vortragsreihe und den Zugangsdaten, hier ...


Ein Blick auf die Mennoniten im Danziger Raum, die in den 1930er- und 1940er-Jahren zwischen Hoffnungen, Ängsten und der problematischen Anpassung an das NS-Regime lebten. Im Ersten Weltkrieg hielten viele von ihnen noch an ihrer pazifistischen Tradition fest, indem sie sich an Nichtkombattantendiensten wie dem Sanitätsdienst beteiligten. Diese aus der Not geborenen Kompromisse ermöglichten es ihnen, ihrer religiösen Überzeugung treu zu bleiben und gleichzeitig ihrer staatsbürgerlichen Pflicht nachzukommen. Unter dem Druck des Nationalsozialismus begann sich diese Haltung in den 1930er Jahren aufzulösen. Manche Mennoniten versuchten, sich dem Regime anzupassen, um ihre Gemeinschaft vermeintlich zu schützen, während andere ihre pazifistischen Prinzipien aufgaben. Nur eine Minderheit, Einzelpersonen, hielt konsequent an ihrem Pazifismus fest.

Ein trauriges Beispiel für die Anpassung an das Regime ist ein Brief, den Mennoniten aus Danzig 1933 an Adolf Hitler schrieben. Darin bekundeten sie ihre Loyalität zur nationalsozialistischen Regierung in der Hoffnung auf Sicherheit und Stabilität für ihre Gemeinde. Doch der Versuch, durch Anpassung Schutz zu erlangen, erwies sich als tragischer Irrtum. Die Gemeinden klammerten sich an das Dritte Reich, und gingen mit ihm unter. Wer konnte, sah sich schließlich gezwungen, seine Heimat zu verlassen, während andere dieser Möglichkeit beraubt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten nordamerikanische Mennoniten ihren europäischen Glaubensgeschwistern die jesuanische Grundbotschaft der Gewaltlosigkeit wieder näher. Diese Phase markierte einen Neuanfang, in dem die pazifistische Überzeugung und die religiöse Identität wieder gestärkt wurden. Die europäischen Mennoniten besannen sich auf die Werte, die sie über Jahrhunderte geprägt hatten, und fanden so zu ihren Wurzeln zurück – sie wurden wieder mennonitisch. Doch in den letzten zwanzig Jahren haben viele Mennonit:innen in Europa ihre Identität in Jesus wieder vergessen, Evangelicalismus hat sich eingeschlichen, ihre Stimme des Friedens ist erneut verstummt. Die Zukunft ist ungewiß.

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