Schattenbericht 2025: Armut in Deutschland – bei der Bundestagswahl beachten
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Armut bleibt in Deutschland ein drängendes Problem, das trotz wirtschaftlicher Stabilität weite Teile der Bevölkerung betrifft. Der „Schattenbericht 2025“ der Nationalen Armutskonferenz (NAK) liefert alarmierende Befunde über soziale Ungleichheit und politische Versäumnisse.
Demnach sind 17,7 Millionen Menschen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht – das ist etwa jeder Fünfte. Ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Rund 14,5 Prozent der Bevölkerung gelten als einkommensarm, das ist etwa jeder Siebte. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Rentner:innen sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Mehr als vier Millionen Kinder und Jugendliche leben in Einkommensarmut. Das sind mehr als 16,5 Prozent der jungen Menschen. Das Armutsrisiko im Alter ist in den letzten Jahren gestiegen und liegt inzwischen über dem gesellschaftlichen Durchschnitt. Hervorgehoben Frauen ab 65 Jahren. 20,6 Prozent von ihnen gelten als armutsgefährdet.
Steigende Lebenshaltungskosten und stagnierende Löhne verschärfen die soziale Spaltung. Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten seit Jahren rasant an, was viele Menschen in finanzielle Engpässe oder gar in die Obdachlosigkeit treibt. Die Wohnungsnot hat ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht und betrifft immer mehr Menschen in prekären Lebenssituationen.
Der Schattenbericht 2025 nennt verschiedene Maßnahmen, um Armut wirksam zu bekämpfen. Eine zentrale Forderung ist die Anhebung des Mindestlohns auf ein existenzsicherndes Niveau. Darüber hinaus wird die Einführung einer Kindergrundsicherung gefordert, um Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, um bezahlbaren Wohnraum für alle sozialen Schichten zu sichern. Die Einführung einer Vermögensteuer und eine gerechtere Steuerpolitik werden als wesentliche Instrumente genannt, um die finanziellen Lasten gerechter zu verteilen und den Sozialstaat langfristig zu stärken.
Es sind vor allem rechtskonservative Kräfte, die in der Vergangenheit versucht haben, den Mindestlohn zu verhindern und sich jetzt gegen eine erforderliche Erhöhung stellen. Dies zeigt sich in den aktuellen Debatten um die Anhebung des Mindestlohns, die in Zeiten hoher Inflation notwendig wäre, um das Abrutschen weiterer Bevölkerungsgruppen in die Armut abzuwehren. Gleichzeitig fehlt der politische Wille, den Mietmarkt stärker zu regulieren und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, obwohl dies eine der zentralen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung wäre.
Im Vorfeld der Bundestagswahl grassiert eine menschenverachtende Rhetorik, die sich insbesondere gegen Migranten richtet. Der Ruf nach Massenabschiebungen dient nicht der Lösung sozialer Probleme, sondern der gezielten Spaltung der Gesellschaft. Benachteiligte Gruppen werden gegeneinander ausgespielt, um von strukturellen Missständen abzulenken. Die Geschichte zeigt, dass soziale Spaltung und Ausgrenzung immer wieder zu tiefen gesellschaftlichen Verwerfungen geführt haben. Statt Unsicherheit und Perspektivlosigkeit brauchen Migranten Schutz, echte Zukunftsperspektiven und die Möglichkeit, sich aktiv und dauerhaft in die Gesellschaft einzubringen. Deutschland setzt Menschenleben aufs Spiel, indem es Geflüchtete in staatlich verordneter Hoffnungslosigkeit festhält.
Deutschland leidet darunter, dass es seit Jahrzehnten keine linke Regierung gibt. Sozialpolitische Maßnahmen wie eine gerechtere Steuerpolitik oder ein umfassender Sozialstaat bleiben daher oft Stückwerk oder werden zugunsten wirtschaftlicher Interessen geschwächt. Zu einer konsequenten Sozialpolitik gehören bezahlbarer Wohnraum, höhere Sozialleistungen und eine stärkere Umverteilung des Reichtums. Chancengleichheit für alle.
Heute bist du stark, aber morgen kannst du zu den Armen gehören – und es ist nicht deine Schuld.
Der Schattenbericht 2025 macht deutlich, dass Armut eine direkte Folge politischer Entscheidungen ist. Die Verantwortung liegt klar bei der Politik: Statt neoliberaler Kürzungspolitik braucht es entschlossene Maßnahmen für soziale Sicherheit und eine gerechte Verteilung des Wohlstands. Politische Kräfte, die diese Not ignorieren oder gar verschärfen, dürfen keine Entscheidungsmacht erhalten, jede Stimme bei der Bundestagswahl kann zu einem sozialen Kurswechsel beitragen. Nur eine konsequente sozial gerechte Politik kann den weiteren Anstieg der Armut und die zunehmende soziale Spaltung aufhalten.
Martin Müller
Quellen*:
- NAK Schattenbericht 2025
https://www.nationale-armutskonferenz.de/wp-content/uploads/Schattenbericht-2025.pdf - Weitere Veröffentlichungen zur Armut in Deutschland
https://www.nationale-armutskonferenz.de/veroeffentlichungen/schattenbericht/ - Szenisches Mosaik zum Schattenbericht
https://www.nationale-armutskonferenz.de/wp-content/uploads/Monja-Ben-Messaoud-Szenisches-Mosaik-Schattenbericht-2025.pdf
*Hinweis: Nur ein Teil im Text genannten Inhalte stammen aus diesen Quellen.