Frieden riskieren – 375 Jahre Augsburger Hohes Friedensfest: Pazifistenschelte zur Eröffnung

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Friedensfest Augsburg 2025
Friedensfest Augsburg: Frieden riskieren - 375 Jahre Augsburger Hohes Friedensfest

Der nachstehende Text stammt aus dem Gemeindebrief. Welcher Teil des Wortes „Frieden“ ist eigentlich unklar? Es ist schon äußerst befremdlich, wenn bei der Eröffnung des Friedensfestes gegen den Pazifismus polemisiert wird. Dafür lässt sich weder theologisch noch im Licht der historischen Erfahrungen irgendein Verständnis aufbringen. Noch erschütterter ist es, wenn solche Töne von Politiker:innen kommen, die ausdrücklich dem Artikel 1 und zum Friedensauftrag des Grundgesetzes verpflichtet sind.
Krieg ist die höchste Form des Faschismus – ebenso faschistisch sind dessen Vorbereitung, das kriegstüchtig sein Wollen sowie die Propaganda dafür.

In Erinnerung gerufen, Albert Einstein im September 1933: „Ich kann es nicht fassen, warum die ganze zivilisierte Welt sich nicht zum gemeinsamen Kampf zusammengeschlossen hat, um dieser modernen Barbarei ein Ende zu bereiten. Sieht denn die Welt nicht, dass Hitler uns in einen Krieg hineinzerrt?“


Frieden riskieren - 375 Jahre Augsburger Hohes Friedensfest

Zum 375-jährigen Jubiläum des Friedensfestes präsentiert Augsburg ein Mammutprogramm von Mai bis August mit vielen Veranstaltungen.

Viel Raum erhält, die Erinnerung an das Ende zweier Kriege, 2. Weltkrieg (80 Jahre) und Bosnienkrieg (30 Jahre). Eine recht selektive Erinnerung!
Warum wird der Vietnamkrieg und dessen Ende vor 50 Jahren ausgeklammert?
Warum beschäftigt Augsburg sich nicht mit der damals breiten Protestbewegung gegen diesen neokolonialen Krieg? Mit dessen Einfluss auf das Verhältnis zu den US-Soldaten in der Friedensstadt?
Unverständlich auch, warum die Erinnerung nur bis 1650 reicht zur ersten Feier des Friedensfestes. Warum wurden 500 Jahre Bauern- und Täuferbewegung nicht integriert? Zeit genug hätte es gegeben.

Pazifistenschelte zur Eröffnung

Die Eröffnungsveranstaltung am 8. Mai war zugleich der offizielle Festakt des Freistaats Bayern zu „80 Jahre Ende des 2. Weltkrieges“. Hauptrednerinnen zum „Tag der Befreiung“ waren Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Aigner betonte die Notwendigkeit, die Fundamente der Demokratie zu verteidigen. Düzen Tekkal sagte, Frieden sei kein Zustand, sondern eine jeden Tag zu treffende Entscheidung, nicht wegzusehen, wenn Menschenfeindlichkeit laut werde. Es gelte, für Bedrohte und Ausgegrenzte  einzustehen. Beide übten sich auch in der heute wohl unverzichtbaren Pazifistenschelte. Pazifismus hätte das Nazi-Regime nicht besiegen können. Da hätte es militärisches Eingreifen gebraucht. Nur Waffenlieferungen könnten heute die russische Aggression gegen die Ukraine stoppen. – Auf solche Töne konnte der Münchner US-Generalkonsul, Dr. James Miller, in seinem Grußwort verzichten. Deutlich jedoch ging er – nicht nur zwischen den Zeilen – auf Distanz zur derzeitigen US-Regierung.