Internationaler Gedenktag für die Opfer von Gewalt durch Religion und Weltanschauung. 22. August

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Dieser Tag erinnert an Menschen, die ihr Leben, ihre Freiheit oder ihre Würde verloren haben, weil sie geglaubt oder nicht geglaubt, ihre Religion gewechselt oder sich geweigert haben, sich einer Mehrheit anzupassen. Gewalt im Namen des Glaubens oder gegen ihn ist eine der ältesten Formen der Unterdrückung – und sie existiert bis heute.

Damit stehen auch religiöse Gemeinschaften selbst im Spiegel. Auch im christlichen Kontext zeigen sich Formen struktureller Gewalt: Frauen, deren Stimme nicht als gleichwertig zählt. Kinder, die in rigiden Erziehungssystemen mehr Gehorsam als Freiheit lernen. Oder Gemeinschaften, die abweichende Meinungen nicht aushalten und Zweifel als Verrat brandmarken. Besonders in manchen evangelicalen Kontexten herrscht eine Enge, die Menschen einengt, statt sie zu befreien: mit starren Geschlechterrollen, dem Ausschluss queerer Personen und dem Anspruch, allein im Besitz der Wahrheit zu sein.

Die Haltung einer Gemeinschaft zeigt sich nicht nur im Umgang mit den eigenen Mitgliedern, sondern auch darin, wie sie diejenigen behandelt, die sie veassen.

Das laute Schweigen zu Kriegen, in denen Religion für politische Machtspiele instrumentalisiert wird. Das Schweigen zu Gewalt, die in den eigenen Reihen geschieht. Ein Schweigen, das Opfer unsichtbar macht und Täter schützt.

Zu Opfern solcher Gewalt zählen auch Personen, die gezwungen werden, sich, wenn sie eine Behörde (Dienstgebäude) aufsuchen, von einem Kreuz erschlagen zu verstehen.

Der 22. August muss mehr als ein Gedenktag sein. Ein Prüfstein. Jede Gemeinschaft muss sich fragen: Wird der Glaube zum Raum der Freiheit – oder zur Zelle, die Menschen gefangen hält? Werden Mauern gebaut, die abgrenzen, oder Türen geöffnet, die Dialog und Menschlichkeit ermöglichen?

Wachsamkeit bedeutet, diese Fragen immer wieder zu stellen – nicht nur am 22. August, dem „Internationaler Gedenktag für die Opfer von Gewalt durch Religion und Weltanschauung“. Religion ist nicht um ihrer selbst willen berechtigt. Sie muss Freiheit stärken, Gewalt widersprechen und an der Seite der Verletzbaren stehen – sonst verliert sie ihre Legitimation.