285 Jahre auf dem Immelhäuserhof – Die Täuferfamilie Binkele

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Elisabeth Kludas von der Familienforschung des Mennonitischen Geschichtsvereins referiert am 7. November 2022, 19.30 Uhr, online, über die Binkele-Linie, die bis heute auf dem Immelhäuserhof (Immelhausen) bei Sinsheim, im nördlichen Baden-Württemberg lebt. Einige der Familie zog es nach Nordamerika. Die amerikanischen Binkley Group konnten die Vorfahren zurück bis ins Jahr 1600 ausfindig machen, sie stammten aus Wahlern (heute Schwarzenburg) und Guggisberg der damaligen Republik Bern, heute Kantönli Bärn.

Binkele, Binkley, Familienforschung Mennonitischer Geschichtsverein, Forschungsstelle.

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Bis 1912 gab es noch die Mennonitengemeinde Immelhausen

Kurfürst Karl Ludwig konnte 1664 noch sagen „Sie entäußern sich des Gewehrs und aller Kriegshändel.“

Um 1650 kommen Schweizer Täufer als Glaubensflüchtlinge in die Kurpfalz. Statt die offizielle reformierte Kirche zu besuchen, treffen sie sich ohne Genehmigung in ihren Häusern oder im Wald. Als 1654 eine Versammlung entdeckt wird, sprechen sich die reformierten Kirchenräte in Heidelberg gegen die Duldung der „Mennisten“ aus.
Die Mennoniten hielten dennoch Gottesdienste in ihren Häusern ab, für die sie keine Erlaubnis eingeholt hatten.
Am 2. März 1661 wurden 53 Personen, darunter vier Glieder der Immelhäuser Familie Oberholzer, um neun Uhr abends in Steinsfurt überrascht, als sie gerade ein Kirchenlied anstimmten. Sie wurden zu einer Geldstrafe von 100 Gulden verurteilt, eine hohe Strafe, wenn man bedenkt, daß ihr Gesamtkapital nur 6.000 Gulden betrug. Max Oberholzer, der 1660 aus dem Kanton Zürich gekommen war, hatte an diesem Gottesdienst teilgenommen. Sein Bruder Jakob Oberholzer, der Vater von 13 Kindern, war schon früher gekommen. In einem späteren Kreuzverhör erfuhr man, daß er die reformierte Kirche 1645 wegen des gottlosen Lebens ihrer Mitglieder verlassen hatte, weil er nicht mit gutem Gewissen die Gemeinschaft mit ihnen eingehen konnte. Er habe sich den Mennoniten angeschlossen, da sie alle danach strebten, gottesfürchtig zu leben und Laster zu meiden, und Übertreter von ihnen getrennt würden. Seine Mutter war früher eine Mennonitin gewesen. Die anderen Teilnehmer wohnten in Rohrbach, Reihen, Ittlingen, Streichenberg, Weiler, Dühren und Steinsfurt.
Die Mennoniten erklärten den Staatsbeamten, daß sie lieber das Land verlassen würden, als ihre religiösen Versammlungen aufzugeben. Die Obrigkeit, die die Pionierarbeit der Mennoniten beim Wiederaufbau des Landes anerkannte, erteilte ihnen am 4. August 1664 in einem kurfürstlichen Edikt die Erlaubnis, ihre Gottesdienste abzuhalten. Die Wertschätzung, die ihre Arbeit hervorrief, geht aus einem Bericht von Johann Jakob Lumpert in Hilsbach vom 20. Oktober 1666 an die Regierung hervor, in dem es heißt, daß die mennonitischen Familien seines Bezirks die kurfürstlichen Güter in Streichenberg, Immelhausen, Steinsfurt und Reihen bewirtschafteten, noch immer Wälder rodeten und Sümpfe trockenlegten und ihre Schulden bezahlten, wobei die ärmeren von denen, die etwas mehr besaßen, bei der Zahlung der Abgaben unterstützt wurden. Die kurfürstlichen Güter müßten veröden, wenn diese Familien wegzögen; unter den verbliebenen Untertanen würde man kaum Leute finden, die solche Güter bewirtschaften könnten.

Als die Schweizer Mennoniten 1671 vor erneuter Unterdrückung fliehen und ihren Besitz zurücklassen mußten, wurden sie in der Kurpfalz bereitwillig aufgenommen. So entstanden in der Gegend von Immelhausen neue Gemeinden. Nach einem Verzeichnis von 1732 gab es in der Pfalz östlich des Rheins 160 Familien in 13 Gemeinden. Zur Immelhausener Gemeinde gehörten 18 Familien, die auf angrenzenden Gütern wohnten; die Namen lauten Binkele (Binggeli), Frey, Bahr, Brand, Muller, Schaub, Gut, Gerber, Lienhard, Schneider, Huber, Eicher, Moser, Behm und Oberholzer, deren Nachkommen vielfach noch in süddeutschen Gemeinden zu finden sind. Ein Nachkomme der Familie Oberholzer, deren Mitglieder 1727 bis 1732 nach Pennsylvania gingen, war J. H. Oberholtzer, der 1859 der bewegende Geist bei der Gründung der General Conference Mennonite Church war. Im Jahr 1887 zählte die Gemeinde 41 getaufte Mitglieder, man zählte 15 Kinder. Die Gemeinde hatte zu dieser Zeit keinen Ältesten, und Christian Schmutz (ordiniert 1880) war ihr Prediger. Es gab ein Versammlungshaus in Immelhausen, und auch in Dühren wurden Versammlungen abgehalten. Im Jahr 1891 wohnten noch vier mennonitische Familien auf dem Gut Immelhausen. Von diesen lebte 1930 nur noch die Familie Binkele dort. Durch die Auswanderung nach Pennsylvania im 18. Jahrhundert wurde die Gemeinde stark geschwächt. 1912 gehört die Gemeinde zu den Gründern der neuen Mennonitengemeinde Sinsheim, der sich gleichzeitig auch die Ittlinger Gemeinde anschloß.

In den Ausgaben der Dutch Naamlijst 1766-1802 finden sich einige Informationen über Immelhausen, in der Ausgabe von 1766 mit dem Titel "Himmelhausen, Durnen en Hönigerhoff", 1769 "Dieren en Himmelhausen", 1784 und in den folgenden Jahren "Diernheim en Himmelhausen". Abraham Zeiset (gest. 1787) wird ab 1749 als der Älteste genannt. Nach seinem Weggang in die Gemeinde Willenbach im Jahr 1783 war Johannes Krehbiel der Älteste. Als Krehbiel 1790 nach Bockshof zog, wurde Heinrich Funck Ältester. Die folgenden Prediger werden in dieser Zeit erwähnt: Jacob Mayer 1735-ca. 1780, Jacob Platscher 1761 bis nach 1802, Jacob Schmutz bis ca. 1780, Michel Bachmann bis ca. 1767, Samuel Bär ca. 1768-1775, Friedrich Müller 1772-ca. 1785, Johannes Neff ab 1772 und Friedrich Müller ab 1786.

Auf dem Immelhauserhof bei Immelhausen fand am 14. Oktober 1782 eine Konferenz statt, um den Bruch zwischen den Amischen und den Reistischen (Mennoniten) zu heilen. Die Schweizer Delegierten waren Peter Ramseier, Benedict Wälti, Hans Lehmann, Hans Steiner und David Baumgartner; aus der Pfalz waren Christian Hege, Abraham Ellenberger, Johann Stauffer, Michael Stieß und Johann Möllinger vertreten.

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