Familienforscherwerkstatt des Mennonitischen Geschichtsvereins

Der Termin ist am am Montag, den 03.04.2023, 19.30 Uhr, online.

Vortrag und Austauch, online per Zoom.

Referent: Herbert Holly

Herbert Holly, dessen Vorfahren als amische Täufer nach Bayern kamen und sich in Hergolding niederließen, ist begeisterter Historiker. Holly beleuchtet in seinem Vortrag die historisch-politischen Zusammenhänge und viele Hintergründe der Geschichte der Amischen-Mennoniten in Bayern und erzählt aus seiner Familiengeschichte.
Er konnte die Migrationsgeschichte der Amisch-Familie Holly von Oberdießbach im Emmental (Schweiz) bis zum Ende der Amisch-Gemeinde in München rekonstruieren, dazu forschte er in Archiven und arbeitete mit vielen Familienforschern zusammen.

Amische Mennoniten in Bayern. Sie wurden größtenteils vom ersten bayerischen König Max I. Joseph eingeladen, um ihre hervorragenden landwirtschaftlichen Fähigkeiten zum Wohlstand des jungen Königreich Bayern einzubringen.
Zwischen 1802 und 1825 wanderten etwa 85 Amische Familien vor allem aus dem Elsaß und der linksrheinischen Pfalz ein. Ihre Einwanderung und die Gründung ihrer vier Gemeinden in Bayern ist als Gesamtgeschehen zu betrachten.
Um 1845 lebten über 100 Amische Familien mit bis zu 1000 Personen in Bayern. Ab der zweiten Hälfte der 1840er Jahre nahm die Auswanderung bereits größere Ausmaße an, bedingt durch teilweise eingeschränkte Ansiedlungsmöglichkeiten, Mißernten und die zunehmende politische Unsicherheit vor der Revolution von 1848/49. Auch die Frage der Wehrpflicht spielte eine immer größere Rolle. So wanderten viele wieder aus, sahen sich dazu gezwungen. Einige nach Galizien, die meisten aber nach Nordamerika. »Liberalitas Bavarica« gibt es halt nur als Spruch über einer alten Türe, nicht aber in der Realität.

Die letzte amische Gemeinde in Bayern schloß sich 1912 den Mennoniten an.

Wo kommen die Amischen eigendlich her, also wie sind sie Entstanden?
Die Amischen haben ihren Ursprung in einer Auseinandersetzung um den Glauben innerhalb der Täufer. Auch Generationenkonflikte verschiedener Auswanderungswellen spielten eine Rolle. Sie alle flohen aus dem Gebiet der heutigen Schweiz und siedelten sich im Elsaß und in der Pfalz an. Die frühen Auswanderer öffneten sich mit der nötigen Distanz den dortigen Religionsgemeinschaften, entwickelten sich aufgrund der nicht mehr bestehenden Verfolgung sozial anders, was für die später Angekommenen einen Kulturschock bedeutet haben muß. Zu einer dieser späteren Auswanderungswellen gehörte der Amme Joggi (Jakob Ammann), ein Ältester aus dem Simmental, der Reist Hans gehörte zu den bereits Integrierten. Der Konflikt spitzte sich so zu, daß der Amme Joggi im Jahr 1693 den Bann gegen die um Reist (später Mennoniten) aussprach. Obwohl man bald erkannte, daß dies ein Fehler war, fanden die beiden Gruppen nicht mehr zueinander. Es wird erzählt, Amman selber habe eben deswegen die Gemeinschaft (Amischen) schon früh verlasen. Die Leute die sich ursprünglich um den Amme Joggi sammelten, nannte man die Ammannischen, also Amischen. Das ist die extrem kurze Kurzfassung der Geschichte.

Man sollte die Amischen, die es in Europa gab, nicht mit den Old Order Amischen (konservativ) in den USA und Kanada vergleichen oder in einen Topf werfen, wie es gerne gemacht wird. Zum einen, weil die Old Order Amischen erst in Nordamerika in einem etwa 50 Jahre dauernden Prozeß der um 1914 abgeschlossen war sich herausbilden, also sich von den Amischen absonderten. So gibt es heute in Nordamerika unterschiedliche Zweige der Amischen, aber der Hauptzweig der Amischen, wenn man das so nennen kann, gibt es nicht mehr, sie schlossen sich auch in Nordamerika nach und nach den Mennoniten an bzw. haben den Namen Amish gestrichen und nannten sich Mennoniten. Auch die Old Orders bilden keine Einheit, haben sich in unterschiedliche Richtungen verzweigt.
Dann gibt es die Beachy Amish Mennonite, Swartzentruber Amish, New Order Amish, Amish Mennonites, Reformist Amish, etc.

Weiteres zu der Vortragsreihe und den Zugangsdaten, hier ...

Mennonitischer Geschichtsverein Veranstaltung, Ahnenforschung, Genealogie