Samuel Fröhlich - Familienforschung Werkstatt des Mennonitischen Geschichtsvereins

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Samuel Fröhlich, Familienforungswerkstatt.

Samuel Fröhlich, begründer der Neutäufer / Fröhlichianer

Familienforschung–Werkstatt des Mennonitischen Geschichtsvereins

Der Termin ist am Montag, den 02.12.2024, 19.30 Uhr, online.

Vortrag und Austauch, online per Zoom.
Referenten: Werner Reichart

Samuel Heinrich Fröhlich (1803–1857)

Werner Reichart aus Dürrenäsch im Kanton Aargau (einem Täuferverfolgungskanton) spricht über Samuel Fröhlich, einen religiösen Eiferer im 19. Jahrhundert. Samuel Heinrich Fröhlich wurde 1803 in Brugg im Kanton Aargau geboren. Fröhlichs Familie stammte ursprünglich aus einer Hugenottenfamilie aus Frankreich und trug den Namen De Joyeux. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. flohen sie wegen ihres protestantischen Glaubens in die Schweiz und nahmen den Namen Fröhlich an. Fröhlich studierte Theologie an den Universitäten Basel und Zürich und wurde in der reformierten Kirche ordiniert. Er wirkte in den Gemeinden Wagenhausen im Kanton Thurgau und Leutwil im Kanton Aargau. Seine Predigten führten zu geistlichen Aufbrüchen, stießen aber auch auf Widerstand der Kirchenleitung. Im Jahr 1830 wurde er aus seinem Amt entlassen, weil er sich gegen einen neuen, rationalistisch geprägten Katechismus stellte.

Nach seiner Entlassung aus dem Dienst der reformierten Kirche 1830 wandte sich Samuel Fröhlich den Lehren der Täufer zu. Er ließ sich 1832 in Genf von Pastor Bost taufen, der ebenfalls aus der Kirche ausgeschlossen worden war. Fröhlich begann, das Evangelium in privaten Versammlungen zu predigen, taufte neue Gläubige und gründete die Gemeinschaft der Evangelisch Taufgesinnten, die später als Neutäufer oder Fröhlichianer bekannt wurde.

Die Unruhen unter den Mennoniten im Emmental lassen sich auf eine Reihe von Entwicklungen im 17. und 18. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts, als Jakob Amman, der Gründer der Amischen, die strikte Anwendung des Bannes und der Meidung forderte, kam es zu Spannungen innerhalb der Bewegung. Diese Spaltung zwischen den Amischen und den weniger strengen Mennoniten wirkte lange nach und schuf eine Atmosphäre, die für weitere Konflikte anfällig war. In den 1830er Jahren fand der Prediger Samuel Fröhlich in dieser Situation einen fruchtbaren Boden für seine Ideen. Fröhlich, der in Genf getauft worden war, begann im Emmental zu predigen und nahm Kontakt mit Christian Gerber, dem Vorsteher der Mennonitengemeinde Langnau, und Christian Baumgartner, einem weiteren Prediger, auf. Gerber und Baumgartner beklagten die zunehmende Lethargie und Nachlässigkeit in der Gemeinde und fanden in Fröhlichs „ernster und reiner Verkündigung des Evangeliums“ eine Antwort auf diese Missstände.
In der Ostschweiz und in der Umgebung seines Wohnortes im Aargau schlossen sich viele Mennoniten Fröhlich an. Auch in den Kantonen St. Gallen, Appenzell, Thurgau und Zürich breitete sich die Bewegung aus. Im Emmental hingegen wurde die Spaltung immer grösser und verschärfte sich, als Fröhlichs junger Anhänger George Steiger aus dem Toggenburg ins Emmental gesandt wurde und dort (ähnlich wie Jakob Ammann) eine strengere Kirchenzucht forderte. Es gelang ihm, etwa 64 Personen aus den Mennonitengemeinden und eine ähnliche Anzahl aus der reformierten Kirche in Langnau herauszulösen und durch eine erneute Taufe zu einer eigenen Gemeinde zu vereinigen. Zuvor mussten sie jedoch bekennen, dass sie bis dahin Kinder des Teufels gewesen waren.
Diese Ereignisse führten schließlich zur völligen Trennung.  Gerber und Baumgartner wurden im Mai 1835 von den Ältesten der Juragemeinden, die von den Emmentaler Mennoniten um Hilfe gebeten worden waren, ausgeschlossen.  Die Anhänger Fröhlichs wurden fortan als „Fröhlichianer“ oder „Neutäufer“ bezeichnet, was eine klare Abgrenzung zu den Mennonitengemeinden (Alttäufer) markierte.

Durch seine Missionstätigkeit im süddeutschen Raum konnte Fröhlich zahlreiche mennonitische Familien wie Bär, Binkele, Eschelmann, Fellmann, Hörr, Kaufmann, Schenk, Schmutz, Schneider und Unger gewinnen, die in seinen Lehren eine Erneuerung und Vertiefung ihres eigenen Glaubens sahen.

Fröhlichs Ziel war es, eine von staatlichen Einflüssen unabhängige Gemeinde zu schaffen, die sich streng an die Lehre Jesu hielt. Seine Predigten führten zu geistlichen Aufbrüchen, stießen aber auch auf den Widerstand der Kirchenleitung. Die heutigen Evangelischen Täufergemeinden (ETG), aber auch die weniger bekannten sogenannten "Altmennoniten" gehen auf die von Fröhlich ins Leben gerufene Bewegung zurück. Dabei ist zu betonen, dass es sich bei diesen "Altmennoniten" nicht um die gleichnamige Gruppe in Nordamerika handelt, sondern um eine eigenständige Strömung in Mitteleuropa, die sich von Fröhlichs Ideen inspirieren ließ.

Wer also war dieser Samuel Fröhlich? Werner Reichart wird in seinem Vortrag nicht nur Fröhlichs Leben und Wirken darstellen, sondern auch auf seine Vorfahren und Nachkommen eingehen. Es wird spannend sein, mehr darüber zu erfahren, wie Fröhlichs Vision über Generationen weitergegeben wurde und welche Spuren seine Bewegung bis heute hinterlassen hat.

Der Vortrag bietet die Gelegenheit, einen Einblick in die Geschichte der evangelischen Täufergemeinden und die sogenannten Altmennoniten zu gewinnen und ihre Bedeutung für die religiöse Landschaft des 19. Jahrhunderts bis heute zu verstehen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich auf diese spannende Reise durch die Geschichte des Glaubens und der Menschen, die ihn gelebt haben, einzulassen.

Weiteres zu der Vortragsreihe und den Zugangsdaten, hier ...