Pazifisten und Antimilitaristen aus jüdischem Kontext. Augsburger Friedenswochen

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Vortrag in Augsburg: Jüdischer Pazifismus und Antimilitarismus haben die europäische Friedensbewegung entscheidend geprägt – von der Hebräischen Bibel bis zu Vordenker:innen wie Moritz Adler („Wenn du den Frieden willst, bereite ihn vor“). Der Abend zeigt diese oft vergessene Tradition, ihre Rolle für Völkerrecht und Menschenrechte – und erinnert zugleich an eine kaum bekannte Form von Antisemitismus: die antipazifistische Judenfeindschaft.

Moritz Adler
Moritz Adler. Wenn du den Frieden willst, bereite ihn vor.

Im Rahmen der Augsburger Friedenswochen 2025

Pazifisten und Antimilitaristen aus jüdischem Kontext
Donnerstag, 27.11.2025 19 Uhr
Vortrag von Peter Bürger
Ort:Lauterlech 49, 86152 Augsburg,
Gemeindesaal der Evangelischmethodistischen Kirche
Veranstalter: Die andere Reformation

Ein Ministerium für Frieden und Fortschritt würde uns mit der Zeit vom Ministerium des Krieges erlösen …
–– Moritz Adler, 1898

Wenn du den Frieden willst, bereite ihn vor

Zwei Jahrtausende lang hat das rabbinische Judentum die Friedensbotschaft der Hebräischen Bibel und der Prophet:innen Israels bewahrt und bezeugt: Schwerter zu Pflugscharen! Seit der Aufklärung tragen Frauen und Männer aus jüdischen Familien – Säkulare, Orthodoxe, Angehörige von Reformgemeinden – die überlieferte Absage an die Gewaltgottheiten mit neuer Intensität in die Öffentlichkeit.
Im späten 19. Jahrhundert waren Jüdinnen und Juden – gerade im deutschsprachigen Raum – maßgeblich beteiligt an der Entstehung der organisierten Friedensbewegung, an der Ausformung des Völkerrechtsgedankens und an der Menschenrechtsarbeit. Auch ein bedeutender Flügel des kulturell-religiösen Zionismus verstand das Eintreten für den Frieden als Kernauftrag des Judentums.
Der Abend möchte in diesen Reichtum an geistiger Kraft und Schönheit einführen – und zugleich eine fast vergessene Spielart des Antisemitismus in Erinnerung rufen: die antipazifistische Judenfeindschaft.

Referent:

Peter Bürger, Dipl. Theol., freier Autor und Publizist. Herausgeber der lange kaum zugänglichen sozialethischen und pazifistischen Schriften Leo Tolstois. Inzwischen erweitert zu einer Tolstoi Gesamtausgabe. Neuestes Projekt ist eine Reihe „Pazifisten & Antimilitaristen aus jüdischen Familien“. Der dritte Band erschließt die Schriften des Österreichers Moritz Adler (1831-1907), einem Pionier der Friedensbewegung im
deutschsprachigen Raum. Forschungen zu „Krieg und Massenkultur“; Bertha-von-Suttner-Preis (Film & Medien, 2006). etc.

Buch: Wenn du den Frieden willst, bereite Frieden vor. Moritz Adler , Peter Bürger (Hrsg.), 272 Seiten, Verlag: BoD - Books on Demand, Erscheinungsdatum: 11.09.2024, ISBN-13: 9783759794505

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Moritz Adler (03.9.1831-25.1.1907), Österreicher, "mosaischen Glaubens", geboren "in Habern (Böhmen), besuchte die Gymnasien in Iglau und Prag und studierte darauf an den Universitäten in Prag und Wien Rechts- und Staatswissenschaften, wie auch antike und moderne Sprachen und Literatur. Er behielt seinen Wohnsitz in Wien und war hier als Schriftsteller besonders nach der Richtung hin tätig, daß er stets die Philosophie der Geschichte, des Rechts und der Institutionen auf das Problem des weltrechtlich zu schützenden internationalen Friedens anwandte" (F. Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter 1913). "Bereits mit 20 Jahren war er ein Anhänger der Friedensidee. Im Jahre 1868 veröffentlichte er anonym ein Buch: Der Krieg, die Kongressidee und die allgemeine Wehrpflicht im Lichte der Aufklärung unserer Zeit von einem Freunde der Wahrheit. Er widerlegte darin die verschiedenen Gründe für die Notwendigkeit des Krieges. 'Der wahre innere Grund der Kriege ist das Gesetz der Veränderungs- und Fortschrittsbedürftigkeit alle menschlichen Institutionen, also auch der Staatenbildung'. Er forderte (1868 !) ein Völkertribunal für Europa, welches als permanenter Kongress auch die Exekutive hat ... Jedenfalls hat Adler ein Anrecht darauf, unter den Vorläufern der neueren Friedensbewegung gerechnet zu werden, die ja gerade in deutschen Ländern nicht so zahlreich sind. - Später (1892) veröffentlichte er noch eine Broschüre: 'Offenes Sendschreiben an Professor Billroth', wozu Baronin Suttner die Vorrede schrieb. Allgemein bekannt sind seine geistvollen Aufsätze, die er jahrelang in der Revue 'Die Waffen nieder!' veröffentlichte. In seinem Nachlass befindet sich ein umfangreiches Werk: Zur Philosophie des Friedens" (Nachruf in der Zeitschrift: Friedens-Warte, 1907). Weitere Infos auf: www.tolstoi-friedensbibliothek.de

Judentum und Pazifismus, Friedensbewegung